Jury-Begründung:

Die Jury ist beeindruckt von Olivia Notaros Kontinuität und Konsequenz in ihrer Arbeit und im Umgang mit dem Medium Malerei. Durch ihren Ansatz der „Never Ending Painting Performances“, die weder einen festen Standort noch ein bestimmtes Ende haben, schafft die Künstlerin es, die traditionelle Technik in einem sehr zeitgenössischen Sinn anzuwenden, weiterzuführen, zu erweitern und zu dokumentieren. Dank ihrer Ausbildung als "trompe l'oeil"-Malerin und der äusserlichen Nähe zur Pleinair-Malerei entsteht auf den ersten Blick ein Anachronismus zu Olivia Notaros zeitgenössischer Handhabung des Mediums, der das Publikum immer wieder zu überraschen vermag.

Diese Beschäftigung stellt für die Künstlerin eine praktische und theoretische Forschungsarbeit in den Bereichen Malerei, Performance, Installation sowie „Relational Aesthetics“ dar. Dabei interessieren sie auch das Ausloten und Verwischen von Grenzen zwischen verschiedenen Entstehungs- und Präsentationsorten von Kunst. In dem sie in Museumsräumen arbeitet und somit Ateliergrenzen verschiebt, geschieht eine Untersuchung, Umdrehung, und Destabilisierung zeitlicher Abläufe des „Kunstbetriebs“ sowie von Standorten und der Mobilität von Werken. Wo, wann und wie passiert Kunst? 

Olivia Notaro nimmt mit Werken ihre Umgebung in Beschlag und eignet sich zurückgelassene Gemälde sowie schon bestehende Strukturen wie beispielsweise der Raum im Bild solcher an – so auch in der Serie Moment#, in der sie den Bildhintergrund eines namenlosen Herrenportraits immer wieder der jeweiligen Wandoberfläche anpasst. Durch die Eingriffe wird das Gemälde in verschiedene Kontexte versetzt und die schon im Bild angelegte Erzählung wird weitergesponnen.