Jury-Begründung:

Die Arbeit Ich werde mir das Leid der anderen nicht vorstellen (2013/2014)  geht der Frage nach, wo die Grenzen zwischen Realität und Imagination, Kunst und Leben liegen. Im 55-minüntigen Essayfilm verbindet die Künstlerin Videomaterial aus der Zürcher Occupy-Bewegung mit Aufzeichnungen einer privaten Südamerika-Reise. Die Wirkung dieser Arbeit geht in mehrere Richtungen: Durch die filmische Spannung zwischen Realität und Imagination erhält das Werk eine enorm unverblümte Kraft, aber bietet zugleich tiefe Einblicke in private Momente. Thematisch befasst sich Tanja Schwarz mit dem Medium Film – ein Medium, welches der Künstlerin ermöglicht, ihre Kunst einem sehr unterschiedlichen Publikum zugänglich zu machen. So wurde ihre Arbeit Ich werde mir das Leid der anderen nicht vorstellen nicht nur im traditionellen Ausstellungskontext gezeigt, sondern auch als Film im Kino Kunstmuseum Bern und an verschiedenen Filmfestivals projiziert. Die Künstlerin arbeitet häufig in einem Kollektiv und thematisiert somit auch die Bedeutung der Autorschaft in der heutigen Kunst. Die Kunst dem Sozialen und Politischen anzunähern ist eine grosse Herausforderung innerhalb der Spielregeln der zeitgenössischen Kunst, da diese in erster Linie an der Vermarktung von fertiggestellten Werken interessiert ist. Tanja Schwarz profiliert sich im Zeichen einer kritischen und offenen Kunstszene und sucht in ihrem Schaffen neue Formen jenseits des Werk-Fetischismus und des Kunstmarktes. Ihre Auseinandersetzung mit sozialen und relationalen Themen ist von philosophischen Gedanken, gesellschafts-politischen Begebenheiten und intellektueller Schärfe geprägt. Die Werke von Tanja Schwarz hinterfragen unser Wertesystem, unseren Bezug zu Geld und Widerstand, den Umgang mit dem Bewusstsein, der Liebe, das Spannungsfeld Natur-Technik-Transzendenz und die entsprechenden Reaktionen. Die Künstlerin bedrängt die Betrachter aber nicht mit eindeutigen Aussagen, sondern bietet Angebote, die es ermöglichen, eigene Gedanken zu entwickeln.

Ha! Die Welt!

(Man tritt aus dem Haus und ist erstaunt)

Nach eingehender Diskussion hat die Jury einstimmig beschlossen, Tanja Schwarz mit dem Frauenkunstpreis in der Höhe von CHF 10'000 auszuzeichnen.

Von der Jury in die engere Wahl aufgenommen wurde zudem  Inga Steffens.